Weihnachtsansprache Bürgermeister Martin Öttl

2023-12-22

Meine lieben Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
sehr verehrte Vertreterin der Presse,
liebe Besucherinnen und Besucher,
meine sehr verehrten Damen und Herren!

Das Jahr 2023 geht zu Ende – -viel zu schnell für den einen oder anderen.
Und wieder steht Weihnachten vor der Tür.
Für viele Menschen ist das ein Fest der Freude, der Familie, des Schenkens und des „Zeit-miteinander-verbringens“.
Das ist schön und das soll auch so sein.

Aber es gibt auch viele Menschen, für die steht ein nicht so schönes Fest vor der Tür.
Weil sie zum Beispiel große Sorgen haben, weil sie einen lieben Menschen verloren haben, weil sie finanzielle Nöte haben oder weil sie keine Heimat mehr haben.

Ich habe es sehr treffend gefunden, als in der letzten Sitzung des Gemeinderates Sie, meine verehrten Kolleginnen und Kollegen, die Ainringer Herbergssuche zu einem guten Ende gebracht haben. Der Stadl beim Chaletdorf konnte wieder aufgebaut werden, nachdem er bis dahin keine Genehmigung hatte.

Warum ist das so wichtig?
Wir alle haben gezeigt, dass man Ziele erreichen kann, wenn es uns gelingt, gemeinsam an einem Strang zu ziehen.
Sogar der Bayerische Rundfunk hat das so gesehen und auch in der Abendschau einen kleinen Beitrag dazu gebracht.
Unser Bauamtsleiter Thomas Fuchs hat dort ein sehr gutes Statement abgegeben – zu Recht, denn Thomas Fuchs war maßgeblich daran beteiligt, dass die Krippe in diesem Jahr legal errichtet werden konnte.

Die Krippe ist nur durch unser gemeinsames Wirken, gemeinsam mit anderen Behörden, Planern und Bauherrn entstanden.
Gemeinsam … miteinander.

Ich finde diese Krippe aber noch aus einem ganz anderen Aspekt sehr wichtig: sie kann nämlich ein Ort des Trostes sein. Gerade die eingangs erwähnten Menschen, die sich gerade nicht auf der Sonnenseite des Lebens befinden, können an so einem Ort Kraft finden, Hoffnung finden, Energie finden.
Die Krippe steht für etwas Wunderbares in unserem Leben.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich als Kind daheim mit der Krippe gespielt habe.
Ich habe mir schöne Geschichten ausgedacht und es ging mir gut dabei – behütet im Elternhaus, eingefangen von einem Moment der Ruhe, der Zufriedenheit und des Glücks.

Genau diesen Moment – den müssen wir versuchen für uns alle wiederzufinden.
Geht es denn eigentlich im Leben nicht darum, an einen Ort zu gelangen, an dem man in Frieden und mit sich in Frieden ist. Da gibt es keinen Krieg, keine Not und man ist verbunden mit den Menschen, die man im Herzen trägt.
Ist das nicht ein wunderbarer Ort, dem wir unser ganzes Leben lang nachjagen?

Mir fällt da auch das bekannte und berühmte Theaterstück von Franz von Kobell ein: der „Brandner Kaspar“.
Er trickst den Tod mit einer Flasche „Kerschgeist“ aus.
Er meint, er ist glücklich im Leben und doch sollte er schon wo anders sein.
Er genießt sein irdisches Dasein, ohne zu wissen, dass es einen viel schöneren und besseren Ort gibt.

Auch nach dem Tod vom „Marei“ hat er keine Einsicht, doch er lässt sich auf eine spannende, ungewöhnliche und nicht alltägliche Reise ein: er lässt sich vom Boandlkramer eine Stelle zeigen, von wo aus man ins Paradies schauen kann. Schließlich erkennt er, als er die „Seinen“ sieht, dass er auf einem Irrweg war und er will an den Ort, der für ihn reserviert ist – schon immer, denn so steht es im Buche seines Lebens geschrieben.

Was hat ihm die Trickserei gebracht?
Sein ach so schönes irdisches Leben, das er durch Betrug verlängert hat?
Not, Elend und Zeit – Zeit, die er im Paradies sein hätte können.

Dieses Stück trifft für mich so wunderbar die Seele von uns Bayern.
Sie ist so treffend erzählt, dass man meint, man spiele darin mit.
Wenn der Portner seine Weißwurscht isst, sich ein Preuß aus dem Preußenhimmel zu den Bayern verirrt und der heilige Nanntwein von seinem Märthyrertod in Wolfratshausen berichtet – er musste dran glauben, weil gerade kein besserer da war.

Herrliche Geschichten, übertrieben, auf den Punkt gebracht, und dennoch mit einem Funken Sehnsucht und Hoffnung garniert – einer Sehnsucht nach einem Ort, wie er sein könnte.

Warum erzähle ich Ihnen das?
Ich bin kein Philosoph, kein Dichter, kein Geistlicher … nein, ich bin ein einfacher Mann aus Bach, der in erster Linie Familienvater ist, der Verantwortung für seine Lieben übernimmt und der versucht, das Beste für seine Heimat zu schaffen.

Und genauso sehe ich Euch hier herinnen: Wir sind alle keine Machtmenschen, keine Politiker, keine „Trickser“ im Sinne vom Brandner Kaspar. Nein, das seid ihr nicht, das bin ich nicht. Ich habe jeden einzelnen, so wie Ihr hier sitzt, als aufrechten Menschen kennen gelernt. Einen Menschen, der seine Meinung hat, der auch dafür kämpft und dennoch er selbst bleibt – einen liebenswerten Menschen.

Das ist es, was ich mir vom Gemeinderat wünsche.
Ich möchte, dass wir alle ehrlich miteinander umgehen, dass jeder seine Meinung sagen kann, ohne schief angeschaut zu werden.
Ich möchte, dass jeder ernst genommen wird, auch wenn seine Meinung gerade nicht dem „Mainstream“ entspricht.
Respekt, Vertrauen, Miteinander – das sind meine Schlagworte – und, so bin ich mir sicher, auch die Euren.

Ja, man kann in den Themen unterschiedliche Auffassungen haben, doch letztlich müssen wir uns alle immer in die Augen schauen können und miteinander Lösungen finden. Dafür hat jeder von uns sich um das Amt beworben, dafür muss jeder von uns stehen. Immer wieder gibt es Menschen, die versuchen, das was wir hier aufgebaut und erreicht haben, zu stören, zu ZERstören, zu behindern und aufzuhalten.

Ich frage mich immer nur: Warum?
Gibt es wirklich diejenigen Menschen, die nicht in Ruhe leben wollen?
Gibt es wirklich die Menschen, die es nicht haben können, wenn Entscheidungen ruhig und sachlich, nach reiflicher Diskussion und im Kompromiss getroffen werden?
Gibt es wirklich Menschen, die nur das eigene ICH in den Mittelpunkt stellen, oder Geld, persönliche Macht oder das Machtempfinden im Kopf haben?

Wenn es diese Menschen gibt, dann sind es gerade diese, denen ich wünsche, dass sie ihre persönliche Krippe finden. Ihren Ort, wo sie zufrieden und glücklich sind – eins mit sich und ihren Lieben. Diese Menschen haben ihre persönliche Krippe noch nicht gefunden, sie sind nicht mit sich im Reinen und haben ihre Seele voll von Ängsten und Nöten.

Das sind die Menschen, die eine Krippe mehr als alles andere brauchen. Diese Menschen sind die wirklich Armen in unserer Gesellschaft. Verhungern muss in Deutschland niemand mehr, doch die seelische Armut ist es, die immer mehr um sich greift.

Gerade die Krippe ist das wunderbare Bild eines Ortes, in dem ein Neugeborener liegt, ohne Schutz, mit glücklichen Eltern, ohne Besitz und in schweren Zeiten.
So rein und unschuldig, wie die Wahrheit und das wirkliche Miteinander.
Und dennoch spendet die Krippe Trost, denn es gib jemanden, der uns akzeptiert, uns führt und uns leitet.

Und das ist mein Wunsch für uns alle, wie wir hier sitzen und für alle unsere Ainringerinnen und Ainringer: Möge jeder seinen Frieden finden, die Einheit mit sich und seinen Lieben, das Miteinander, das uns alle ausmacht.

Wenn wir das finden – dann haben wir wirkliche Weihnachten.

Ich möchte mich bei allen ehrenamtlichen Helfern in unserer Gemeinde bedanken – egal, ob sie in einem Verein wirken oder einfach dem Nächsten helfen. Danke für jedes gute Wort, Danke für jede gute Tat. Nehmt Euch alle ein Beispiel an unseren Referenten und Beauftragten im Gemeinderat. Ich möchte sie heute nicht namentlich nennen, aber ihr alle wisst, wen ich meine. Sie sind unsere Krippenbauer, sie sind es, die es uns ermöglichen, unseren Frieden zu finden.

Danken möchte ich allen Firmen und Arbeitnehmern, die mit ihrem Fleiß und ihrem Engagement es einer Gemeinde überhaupt ermöglichen, unser Umfeld positiv zu gestalten.

Zu guter Letzt bedanke ich mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Gemeinde, egal ob im Rathaus, bei den Gemeindewerken, in den Kindertageseinrichtungen, bei der Nachmittagsbetreuung oder im Bauhof. Ich bin stolz und dankbar, dass ich gemeinsam mit euch und für euch arbeiten darf.

Ich danke allen Bürgerinnen und Bürger dafür, dass sie uns vertrauen, dass sie uns unterstützen und dass sie uns auch einmal kritisch begleiten.

Ich danke allen Gemeinderätinnen und Gemeinderäten und meinen beiden Stellvertretern Rosi Bernauer und Martin Strobl für die zutiefst vertrauensvolle Zusammenarbeit.

Ich wünsche Ihnen allen eine möglichst ruhige Rest-Adventszeit, besinnliche Weihnachten und eine wundervolle Krippe. Kommen Sie gut und vor allem gesund ins neue Jahr. Bleiben Sie gesund und passen Sie auf sich und Ihre Mitmenschen auf.

Dankeschön.

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